EROTIK+REPRESSION

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Gedichte und Prosa
gegen Patriarchat und Kapitalismus

©Texte+Fotos oben Damian Bugmann



Kapitalistisches Patriarchat

Priorität für Männer, Unterordnung für Frauen
Priorität für Heteros, Unterordnung für Queere
Wettbewerb und Illusion von gleichen Rechten
Freiheiten für jene, die sie sich kaufen können



Obszön

Bankenrettungen sind obszön
Wettbewerbs- und Konsumterror auch
Hierarchien und Kriege sowieso
Nackte Körper und Geschlechtsteile nicht



Kapitalistisches Patriarchat

Zweierbeschattung
Begattung und Beschaffung
Gehst du auch anschaffen?



Kapitalistisches Patriarchat

Potente Helden bedienen
heisse Maschinen
organisieren Personal

instrumentalisieren und
vernaschen keusche Mädchen
und geile Schlampen

Alles eine Frage des Preises.



Kolonialismus-Kapitalismus

Im verinnerlichten idealisierten
verheerenden beziehungsgestörten
Kapitalismus stillt mancher Mann

unterdrückte und verpönte
legitime wie neurotische
Bedürfnisse mit exotischen
Sexarbeiterinnen



Netzstrümpfe und Netzwerke

Geiler Service mit Netzstrümpfen
für Vereinzelte in Verrichtungsboxen

Liberale Apartheid
libertäre Selbsttäuschung
kapitalistisches Schubladenleben

Lieber selber Netzstrümpfe
und Netzwerke! anstatt sich
spalten und beherrschen lassen



geflogen gelandet

hüpfen hüfteln nippeln
flüstern streicheln lecken
schnaufen schuften stöhnen

getanzt und gejutzt
geflogen wie nie
gelandet erfüllt



Weggesperrt

Sex kann schön sein
wild und zärtlich

Solange er asozial weggesperrt ist
in Zweierbeziehung, Werbung
elektronischen, digitalen Medien
bleibt er schwierig



Sex ist
Kommunikation
Energie und Spass

Sexangst
Homosex ist heiss
Homophobie heilbar



Hosen, Hüte

wilde Meere hupfen
dicke Dämme bolzen
heisse Eisenbahnen stampfen
verschnupfte Skihäschen stürzen ab

dem spitzen Bürger
fliegt vom Hut der Kopf
in den Hüten steigt die Flut
in den Hosen schwillt die Wut

(Dank an Jakob van Hoddis)




Ganzheitliches Ritual

Ein Zelt weiter war die Atmosphäre ruhig und erfüllt, es
roch bezaubernd.
Er war fasziniert von Geräuschen und Rhythmen,
von den schönen Menschen. Eine Meisterin und ein Meister
bewegten sich elegant zwischen ihnen, flüsterten und ergänzten, streichelten, massierten, reichten Wasser, errieten oft versteckte Wünsche und halfen bei ihrer Ausführung.
Luc lächelte, atmete durch, liess sich treiben und näherte
sich einer Gruppe, die ihn aufnahm, als ob er schon längst
zu ihnen gehörte.

©Text Damian Bugmann 2016






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Ewige Liebe und Scheintoleranz

Die «sexuelle Revolution» der 68er-Innen ist weitgehend verebbt.

Patriarchale Rollenteilung, Privatisierungs- und Besitzdenken in
Beziehungen bleiben Mainstream, sexistische und homophobe
Witze sind wieder salonfähig.

Die Erwähnung von Homosexualität und Transgender löst oft
Spei- und Ekelreaktionen aus, als ob einem versehentlich das «falsche» Geschlechtsorgan in den Mund geraten wäre.
Trotz der weiter grassierenden Homophobie sind homosexuelle
Beziehungen in vielen Ländern akzeptiert, aber nur wenn sie in
langjährigen Zweierbeziehungen gelebt werden.

Der ideologisch mystifizierte Dreiklang Familie, Liebe, Treue ist
wieder viel stärker, inklusive Scheinheiligkeit:
Ein riesiger Sexdating-und-Bordell-Markt floriert unter der properen bürgerlichen Oberfläche, auf der man ideologiegeblendet vorgibt,
dank der Kraft der ewigen Liebe alles im Griff zu haben.


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                          Foto: zVg




Mehr:                 EROTIK+REPRESSION 2




Viele Jugendliche müssten wohl keine so schweren Pubertäten durchstehen ohne
 Zweierkistestinkfamiliealskeimzelledesbürgerlichkapitalistischfaschistoidenstaats



Liebestöter

Die monopolisierte
besitzorientierte
Liebe ist
der grösste Liebestöter



Eiertanz

Zweierbegattung
Zweierbeschattung

Zweierbeschränkung

Zweierfirlefanz
Zweierpopanz

Zweiereiertanz



Entwurzelung

in Kleinfamilie und Zweierbeziehung
in Konkurrenz, Konsum und Illusion

in Trennung von Arbeit und Freizeit
in Körper und Geist, Moral und Realität



Spalte und herrsche

Unsere ganzheitliche matrizentrische Spiritualität ist zerstückelt worden

in blinden Glauben, trockene Wortgottesdienste
              und kopulierende Blumenarrangements

in oberflächliche Rituale und beschwipste Geselligkeit.
in Entfremdung, Vereinzelung, Hierarchisierung,
                Doppelmoral und Gewalt

in Heterosexualität und Homosexualität
in Ehe, Seitensprung, Prostitution und Pornografie

in Konsum, Konkurrenz, Kapitalismus, Kolonialismus und Krieg
in Übernutzung und Zerstörung der Lebensräume



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©Texte Damian Bugmann 2008 - 2020