DDR+CHINA

Egon Krenz zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik      (nach unten scrollen)

image-10346303-nd-gr.SED_Kopie-6512b.w640.jpg


Antifaschismus und Antikapitalismus

Am 7. Oktober 1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik im Osten Deutschlands gegründet. Mit der Gründung der SED waren 1946 bereits die wichtigsten Pflöcke eingeschlagen. Mit den osteuropäischen Volksdemokratien und der Volksrepublik China wurde die UdSSR als sozialistische Gegenmacht nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs deutlich gestärkt.

Die Gründung der DDR knüpfte an an die von Sozialdemokratie, Bürgerlichen und Faschisten abgewürgte sozialistische Revolution 1919, an die Zerschlagung der in Europa wichtig ge-wordenen kommunistischen Bewegung durch die Nazis und an den von der Roten Armee beendeten Zweiten Weltkrieg. Treffend und etwas ausführlicher schreibt Burga Kalinowski
im Auftakt zur «Junge Welt»-Serie zum 70-jährigen Jubiläum der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik «Unterwegs im Osten»: «Das Jahr 2019. Deutschland und seine Daten: 1949 Gründung der DDR, 1989 ‚Wende’ und Ende. Eine dritte Jahreszahl muss immer mitgedacht werden: 1939, der Überfall auf Polen, Zweiter Weltkrieg, Holocaust. Will man die historische Beziehungskette vollständig, gehört auch 1919 dazu: das Jahr der verratenen Novemberrevolution. Das ganze 20. Jahrhundert trägt Narben aus Zeiten der Verbrechen und Verluste, Elend, Tod und Schmerz. Und Hoffnungen.»

Luftbrücke und Bodenreform
Die Sowjetunion, die Arbeiterparteien in Ostdeutschland und die Kommunist*innen im Westen wollten nach dem Krieg ein einziges Deutschland. Die drei Westalliierten bevorzugten eine Teilung, damit der grössere Teil Deutschlands kapitalistisch und liberal bleibe. Um ihr Ziel zu erreichen, startete der Westen 1948 antikommunistische Attacken wie in Berlin Währungsreform und Luftbrücke. Die sozialistische Bewegung blieb nicht untätig. 1945 wurde in der Sowjetzone die Bodenreform gestartet, mit der die Grossgrundbesitzer*innen enteignet wurden, landlose und landarme Bäuer*innen undUmsiedler*innen erhielten den Boden. Anders als bei der Kollektivierung in der Sowjetunion waren die Genossenschaften zwar Zusammenschlüsse landwirtschaftlicher Produzent*innen, um gemeinsam den Boden zu nutzen und zu bewirtschaften, der Boden aber blieb Eigentum des Genossenschaftsmitglieds. Der wirtschaftliche Aufbau wurde angepackt, Volkseigene Betriebe, Institutionen und Verwaltungen wurden gegründet. Die Sozialdemokra-tische Partei Deutschlands und die Kommunistische Partei Deutschlands schlossen sich zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zusammen.

Frieden und Freiheit
Einen Eindruck vom Geist, in dem die DDR gegründet wurde, gibt das «Manifest an das Deutsche Volk!» gedruckt in «Neues Deutschland» Nr. 1 vom 23. April 1946 aus Anlass der
SED-Gründung. Darin ist nichts zu spüren von dem, was in antikommunistischen Diskursen als Zwangsvereinigung fantasiert wird. «Die Uneinigkeit ist den Deutschen schon oft zum Verhäng-nis geworden. Im August 1914 bei Ausbruch des ersten Weltkrieges brach die Einheit der sozialistischen Bewegung auseinander. Durch diese Spaltung wurden die Kräfte des Friedens und der Freiheit gelähmt», hält das Manifest am Anfang fest. «Die Revolution vom November 1918 beseitigte die Machtpositionen des Militarismus und Imperialismus nicht. Die Reaktion gewann wieder die Oberhand und konnte die demokratischen Freiheiten aushöhlen, bis schliesslich der Hitlerfaschismus triumphieren und den zweiten Weltkrieg entfesseln konnte.»

«Aufbau einer lebendigen und kämpferischen Demokratie»
Unter dem Schock der überstandenen Verbrechen und Gräuel des Faschismus, der Zerschla-gung von persönlichen und demokratischen Rechten, des Ultranationalismus und des indu-striellen Imperialismus taten sich die verfeindeten Arbeiter*innen-Parteien zusammen: «Und niemals dürfen wir vergessen: Dieses grosse Unglück konnte über unser Volk nicht zuletzt deswegen hereinbrechen, weil die Widerstandskräfte gegen Faschismus und Krieg sich gegenseitig im Parteihader zerfleischt hatten.» Und weiter: «Nur die Vernichtung der Kräfte
des Militarismus und Imperialismus, der Aufbau einer lebendigen und kämpferischen Demo-
kratie
und der durch Taten bekundete aufrichtige Friedenswille kann das deutsche Volk in die Gemeinschaft der friedliebenden Nationen zurückführen.»

Wohlstand für alle
Aus «Schutt und Asche, Schmach und Schande» entstünden jetzt «im Geburtsland von Marx
und Engels» neues Leben und bessere und schönere Zukunft. «Wer die Konzentrationslager
und die Folterhöllen der Gestapo nicht vergessen hat, kann nicht wollen, dass der rasende
Terror des Faschismus und der Reaktion noch einmal und noch fürchterlichere Blutorgien feiern kann. Wem die nächtlichen Schrecken in den Luftschutzkellern noch in den Adern zittern, der kann nicht wollen, dass wir und unsere Kinder eines Tages wieder vor der Gefahr eines neues Krieges mit all seinen Grausamkeiten stehen. Darum fordert das schaffende deutsche Volk die Einheit der Arbeiterbewegung!» Es ging nicht darum, ein Einparteiensystem zu schaffen, sondern darum, die Entstehung von sozialistischen Splittergruppen zu verhindern, dass demokratische Auseinandersetzungen in der SED stattfinden sollten. Mit dieser Vereinigung der Kräfte, der politischen und organisatorische Einheit der Arbeiterbewegung, solle der Neuaufbau der Wirt-schaft gelingen und die Schaffung von Wohlstand für alle, Frieden und wahrer Humanität gelingen. Die öffentlichen Verwaltungsorgane sollen nach den Grundsätzen der Sparsamkeit

und Sauberkeit arbeiten und sich als dienende Organe des Volkes betrachten; das Volk habe
ihre Tätigkeit zu kontrollieren.

Schutz aller Werktätigen
Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands verstand sich als die Partei der klaren Inter-essenvertretung der Arbeitenden. Sie forderte nicht nur das volle Mitbestimmungsrecht der Gewerkschaften und Betriebsvertretungen in der Wirtschaft, sondern auch tarifliche Mindest-löhne, den Achtstundentag, eine ausreichende Sonntagsruhe und voll bezahlten Urlaub, Aus-
bau des Arbeitsschutzes und der Sozialversicherungen. Sie kämpfte für den Schutz aller Werk-tätigen vor Übervorteilung und Ausbeutung und verstand sich als «die Partei des Aufbaus einer antifaschistisch-demokratischen parlamentarischen Republik, die dem Volk alle Rechte der Meinungsfreiheit und Mitbestimmung sichert, volle Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährt, aber Faschismus und Militarismus mit ihren Wurzeln vernichtet. Der Staat, den wir aufbauen, ist ein wahrhaft demokratischer Staat, der auch den Religionsgemeinschaften gegenüber weit-gehende Toleranz übt. Das neue Deutschland muss eine unteilbare freie deutsche Republik
sein. Allen separatistischen Bestrebungen sagen wir den schärfsten Kampf an.»
1946 bestand noch die Hoffnung auf ein ungeteiltes fortschrittliches Deutschland.

Damian Bugmann, Erstveröffentlichung vorwärts Nr. 31/32.19

Zeitgenössisches Plakat                                                                      


Links:
   

                                     
 Spielfilm «Wir sind das Volk –
Liebe kennt keine Grenzen»


Ergänzung
von Egon Krenz, Nachfolger 1989 von Erich Honecker als Staatsratsvorsitzender
der Deutschen Demokratischen Republik
aus seinem Buch «Aufbruch und Aufstieg - Erinnerungen», edition ost 2022, Seiten 58 bis 59:

Seite 59:
Hymne der Deutschen Demokratischen Republik

Seite 58:
«Einige Wochen danach ... »  - nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik

image-11954777-Krenz-7.10.49-1-8f14e.w640.jpg
image-11954783-Krenz-7.10.49-2-e4da3.w640.jpg

Industrie, Land-reform, Sozialismus

- Nach langen antikapita-listischen, antiiperialisti-schen Kriegen wurde am
1. Oktober 1949 die sozialis-tische Volksrepublik China gegründet.
- Bodenreform, Industriali-sierung, sozialistische Ver-fassung und Gesetzgebung waren die wichtigsten He-rausforderungen des neuen Staats.
- Ein fortschrittliches Ehe-gesetz wurde bereits 1950 in Kraft gesetzt.

Im Krieg gegen die Armeen Japans und Chiang Kai-scheks war Mao nicht ein komman-dierender General wie Deng Xiaoping oder Zhou Enlai, son-dern sammelte Informationen und gab sie an die Fronten weiter; er dachte und analy-sierte mit Distanz und gab strategische Ratschläge für den Partisanenkrieg, der die vorhandenen bescheidenen Mittel clever und optimal ein-setzt.

USA als Gegnerin
Die kommunistische Volks-befreiungsarmee kämpfte trotz zahlenmässiger Überlegenheit der Kuomintang-Nationalist*-innen und ihrer massiven Un-terstützung durch die USA tapfer und siegte 1949. Bereits Anfang des Jahres hatte sie grosse Geländegewinne ge-macht und wichtige nordchi-nesische Städte eingenom-men, auch Peking, und im Mai Shanghai.

Chiang Kai-schek, zahlreiche Mitglieder der nationalistischen rechten Zentralregierung und viele Soldaten und Zivil
ist*-innen flüchteten sich auf die Insel Taiwan, Anfang Oktober wurde die Volksrepublik China gegründet.

image-10346270-China.Flagge_Kopie-6512b.jpg

Die langjährigen Revolutions- und Befreiungskriege hinter-liessen ein weitgehend zerstör-tes Land, brachten aber der kommunistischen Bewegung Erfahrungen in der Selbstver-waltung befreiter Gebiete und in Organisation, Strategie und Taktik. Seit dem langen Ma-rsch 1934 war Mao Tse-tung Vorsitzender der 1921 ge-gründeten Kommunistischen Partei China. Der nördliche Nachbar Sowjetunion half, wo er konnte.

Erstaunliche Erfolge
In den ersten Jahren der Volksrepublik führte die chine-sische Regierung in Gebieten, in denen über 90 Prozent der Landbevölkerung lebten, eine Bodenreform durch. 300 Milli-onen Bauern bekamen etwa 47 Millionen Hektar Ackerland zugeteilt. Während des ersten Fünfjahresplans 1953 bis 1957 wurden erstaunliche Erfolge erzielt.

Das Nationaleinkommen stieg um mehr als 8,9 Prozent. Eine Reihe von grundlegenden In-dustriezweigen, die es bislang nicht gegeben hatte und die für eine Industrialisierung des Landes unentbehrlich waren, wie Flugzeugbau, Automobil-industrie, Schwer- und Prä-zisionsmaschinenbau, Elektri-zitätsanlagenbau, Metallurgie und Herstellung von Bergbau-maschinen sowie Verhüttung von Edelstahl und Buntme-tallen, wurden aufgebaut.

Abschaffung der Zwangsehen
1950 trat ein fortschrittliches Ehegesetz in Kraft, das er-gänzend zur sozialistischen Verfassung die Gleichstellung von Mann und Frau konkre-tisierte. Das Recht der Braut einer Ehe zustimmen zu müs-sen, das Verbot der Einfor-derung einer Mitgift für die Braut, die Einführung eines Mindestalters der Frau, wel-ches zur Abschaffung von Kin-der- und Zwangsehen führte, oder die Verrechtlichung der Beendigung einer Ehe durch Scheidung mit entsprechenden Regelungen zur Güterauftei-lung der Eheleute, verbesser-ten die Situationen der chinesi-schen Frauen dauerhaft.

Quellen:

- german.china.org.cn

- Mao Tse-tung: Ausgewählte Werke in vier Bänden, Peking 1968

- Der grosse Ploetz

Erstveröffentlichung
vorwärts Nr. 31/32.19